{Titolo} sguardo

Erarbeiten einer Solarstrategie für die Gemeinde

Die Standortbestimmung diese Solarkoffers kann helfen, einer Gemeinde aufzuzeigen, wo sie sich bereits erfolgreich für Solarenergie einsetzt, und in welchen Bereichen noch Optimierungspotential besteht. In einem nächsten Schritt kann es sich anbieten, diese Optimierungspotentiale zu priorisieren und konkrete Zielsetzungen im Rahmen einer Solarstrategie zu definieren. 

Einleitung

Die Kenntnisse des Solar-Potenzials und der wichtigsten Zubau-Hemmnisse in ihrer Gemeinden, sind eine wichtige Grundlage um realistische Zubau-Ziele festzulegen (dazu die Standortbestimmung nutzen). Eine Solarstrategie dient basierend darauf in erster Linie der Formulierung von quantitativen Zubau-Zielen und geeigneten Massnahmen, um diesen Zubau zu erreichen. Sie definiert dabei die Rahmenbedingungen für eine in energiepolitischer, ökologischer, wirtschaftlicher und städtebaulicher Hinsicht optimale Nutzung von Solarenergie in ihrer Gemeinde. Gleichzeitig kann dort auch die Finanzierung der Umsetzung von konkreten Massnahmen geklärt werden.

Vorteile für Gemeinden

  • Ein strategischer Überbau ermöglicht die Definition und Verabschiedung langfristiger Ziele, und deren Orientierung an anderen energiepolitischen Zielsetzungen (z.B. Energie- und Klimastrategien, Netto-Null Strategien, Energieplanungen etc.)
  • Eine Solarstrategie ermöglicht eine koordinierte Kombination von mehreren Instrumenten und Massnahmen, die sich sinnvoll ergänzen.
  • Die Verabschiedung einer kommunalen Strategie durch den Gemeinderat gibt die politische Legitimation möglicher Massnahmen und deren Finanzierung.

Was können Gemeinden tun?

Übergeordnete Ziele festlegen

Eine «Solarvision» für die Gemeinde orientiert sich üblicherweise an einem langfristigen, übergeordneten Ziel: Wo soll unsere Gemeinde bezüglich Solarenergienutzung z.B. im Jahr 2035 stehen? Hier einige konkrete Vorschläge:

  • Wir decken den Strombedarf unserer gemeindeeigenen Liegenschaften und Betriebe zu 50 % aus Photovoltaik, die auf Gemeindegebiet produziert wird.
  • Unsere Gemeinde nutzt 50 % des Solarpotenzials auf Dächern und Fassaden.
  • Pro Einwohner:in ist eine Photovoltaik-Leistung von 3 Kilowatt resp. eine PV-Fläche von 15 m2 installiert (entspricht etwa dem Zielwert gemäss Mantelerlass für 2035).

Die kommunale «Solarvision» soll einen angemessenen Beitrag der Gemeinde zu den klima- und energiepolitischen Zielen auf nationaler Ebene vorsehen. Zu nennen sind insbesondere:

  • Netto-Null-Ziel bis 2050 gemäss dem Klima- und Innovationsgesetz und dem Pariser Klimaprotokoll
  • Rascher Ausbau der erneuerbaren Energien zur Sicherstellung des steigenden Strombedarfs und für den Ersatz der bestehenden Kernkraftwerke. Ziele gemäss Gesetz für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien («Mantelerlass») für die jährliche Stromproduktion aus neuen erneuerbaren Energien: 35 TWh (2035) und 45 TWh (2050).

Handlungsfelder bestimmen und Teilziele festlegen

Die Standortbestimmung hat gezeigt, wo Handlungsspielräume bestehen. Dies sowie der gewählten Schwerpunkte sind die Grundlage zur Auswahl der Massnahmen. Für die einzelnen Bereiche sind Teilziele festzulegen.

Verankerung: Diese Strategie sollte einerseits politisch und verwaltungsintern breit abgestützt (Argumentarium zur Diskussion mit Behördenmitglieder siehe hier), andererseits aber auch der Öffentlichkeit zugänglich sein. Bauherrschaften, Architektinnen und Architekten, Eigentümerschaften sowie Mieterinnen und Mieter müssen wissen, wie die Solarenergie in ihrer Gemeinde eingesetzt werden soll, wo welche Prioritäten gelten und wie sie sich an der Produktion beteiligen können

Gute Beispiele

Solarstrategie Wohlen BE

Im Frühjahr 2021 entschied der Gemeinderat, zur Umsetzung der Energiewende in der Gemeinde Wohlen schwerpunktmässig auf das Potenzial von Solarstrom aus Photovoltaikanlagen zu setzen. Entsprechend beschloss der Gemeinderat ein Konzept zur Solarstrategie, das verschiedene Förderelemente enthält.

Link

Photovoltaik-Strategie Zürich ZH

Die Stadt Zürich hat 2021 eine spezifische Photovoltaik-Strategie verabschiedet. Diese soll die städtische Energiepolitik im Bereich der Nutzung der Sonnenenergie zur Stromproduktion präzisieren. Im Rahmen einer Arbeitsgruppe wurden 13 Grundsätze erarbeitet, die der Formulierung von quantitativen Zubauzielen dienen sowie der Definition geeigneter Massnahmen, um diese Beschleunigung zu erreichen. Sie enthält ein Zubauziel von rund 120 GWh/a Solarstrom bis 2030, ein Zubauziel von 20 GWh/a Solarstrom auf eigenen Gebäuden, verstärkte Energieberatungsangebote für den PV-Ausbau und bei den Baubewilligungsprozessen, Überarbeitung der Praxis bei der Planung von Flachdächern um «Dachbegrünung», «Photovoltaik» und «Aufenthalt von Menschen» nachhaltig zu kombinieren. Zudem sollen Gebäude mit ISOS-Erhaltungsziel A für die Solarnutzung nicht explizit ausgeschlossen werden. Des Weiteren sollen zehn stadteigene Vorbildobjekte mit gestalterisch integrierten PV-Fassadenanlagen realisiert werden, eine Mindestdeckung des Strombedarfs der Stadtverwaltung durch PV-Strom von mindestens 10% bis 2030 erreicht werden und eine Entwicklungsverpflichtung für den Energieversorger festgelegt werden.

Strategiepapier, Broschüre

Klimastrategie Lausanne VD

Der «Plan climat» verlangt bis 2030 netto null Treibhausgasemissionen in der Mobilität sowie netto null für alle direkten Emissionen bis spätestens 2050. Diese Ziele will die Stadt mit 170 Massnahmen erreichen. In Bezug auf die Solarenergie sind darin folgende Massnahmen enthalten: Definition einer Strategie und Ermöglichung von Photovoltaik-Installationen auf Dächern und Fassaden. Vereinfachung der Bewilligungsverfahren als Teil einer kohärenten Strategie auf dem gesamten Gemeindegebiet. Unterstützung von partizipativen Investitionsprojekten und Unternehmen wie Crowdfunding und Crowdlending. Systematische Installation von Photovoltaikmodulen auf städtischen Gebäuden.

Zusammenfassung, Massnahmenkatalog

Energieplan in Vorbereitung Lugano TI

Gemäss dem vorgesehenen städtischem Energieplan haben die Luganeser Industrieunternehmen (AIL) das Produktionspotenzial ausgelotet. Die AIL sollen die öffentlichen Gebäude mit Photovoltaik ausrüsten und auch auf Infrastrukturen ohne Eigenverbrauch Anlagen bauen, etwa auf Lärmschutzwänden. Man strebt eine Baupflicht für Anlagen auf Dächern und gebietsweise Photovoltaik-Fassaden im Nutzungsplan an, eine Erleichterung für Anlagen in den historischen Ortskernen sowie zinsvergünstigte Darlehen und andere Anreize für Private.

Presseartikel

PV-Strategie Frauenfeld TG

Der Stadtrat hat im Februar 2022 die PV-Strategie des Energieversorgers verabschiedet, welche sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2027 1/8 des Strombedarfs vor Ort mit eigenen Solaranlagen und einer Leistung von rund 8 MW zu erreichen. Die Finanzierung der Kosten von rund CHF 9.35 Millionen soll aus eigenen Mitteln, Förderbeiträgen des Bundes und gegebenenfalls des Energiefonds der Stadt Frauenfeld wie auch aus Kundeneinlagen in SolarInvest (siehe Beispiele PV ohne eigenes Dach) erfolgen.

Weitere Informationen

Klima- und Energiestrategie Luzern LU

Einen möglichst grossen Teil des zusätzlich benötigten Stroms durch Wärmepumpen und E-Mobilität will die Stadt Luzern zukünftig auf ihrem Gemeindegebiet produzieren. Werden Dächer neu gebaut oder wesentlich geändert, müssen sie gemäss Bau- und Zonenordnung zukünftig grossflächig mit Solaranlagen ausgerüstet werden. Auf Flachdächern sollen die Bauherrschaften in einem vorgegebenen Rahmen wählen können, welche Flächen sie begrünen und welche Flächen sie energetisch nutzen wollen. Auf Schrägdächern sollen jene Flächen mit Solaranlagen belegt werden, welche einen wirtschaftlichen Betrieb gewährleisten. Aus Gründen des Denkmal- und des Ortsbildschutzes sind Ausnahmen vorgesehen. Zudem wird das städtische Förderprogramm für Photovoltaik-Anlagen stark ausgebaut. Dank den Fördergeldern soll die Nutzung der Sonnenenergie stark beschleunigt, die Wirtschaftlichkeit für die privaten Bauherrschaften sichergestellt und die ästhetische Qualität der Anlagen verbessert werden. Die Stadt will bei der Nutzung der Solarenergie eine Vorbildrolle übernehmen und bis im Jahr 2030 dafür rund 3.7 Millionen Franken in Anlagen auf eigenen Gebäuden investieren.

Die Stadt hat zudem konkrete Ziele und Massnahmen ausformuliert. Die Energie- und Klimastrategie will bis 2050 eine Photovoltaik-Leistung von 180 MW erreichen, was 162 GWh pro Jahr und damit gut einem Viertel des für 2050 angenommenen Stromverbrauchs der Stadt Luzern entspricht. Heute deckt Solarstrom erst knapp 3 % des Verbrauchs ab. Ein Zubaupfad für die Produktion von Solarstrom ist konkretisiert. Der Solarkataster wird überarbeitet und mit Fassaden ergänzt.

Die Kosten der Massnahmenumsetzung wurden kalkuliert und eine Finanzierungsstrategie festgelegt.

Strategie, Massnahmen, Finanzierung

Carouge VD: Solarstrategie unter Berücksichtigung der Baukultur

Die Publikation des Bundesamtes für Kultur zeigt Anhand der Beispielgemeinde Carouge, wie diese für ihr ganzes Gemeindegebiet eine Solarstrategie erarbeitet hat, welche die Aspekte der Baukultur als berechtigtes öffentliches Interesse berücksichtigt. Dabei wurde insbesondere darauf geachtet, Solaranlagen so in die Dachlandschaft und das Ortsbilde zu integrieren, dass eine baukultureller Nachhaltigkeit sichergestellt ist.

Link

Beispiel aus dem Ausland: Solarwendeberlin Berlin (DE)

Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden. Die umfangreiche Nutzung von Solarenergie ist dabei ein wichtiger Baustein. Solaranlagen mit einer Leistung von etwa 4400 MW sollen auf Berlins Dächer gebaut werden, um einen Anteil von 25% am lokalen Strommix zu erreichen. Um dieses Ziel zu erreichen hat die Stadt 9 Handlungsfeldern und 27 Massnahmen definiert, die bis 2024 umgesetzt werden sollen.

Weitere Informationen

Weiterführende Links

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